Teylor-Studie zu Zinsentwicklung

Teylor-Studie zu Zinsentwicklung

Nach 4 Jahrzehnten sinkender Zinsen gab es einen Rekordanstieg im Februar und einen erneuten Anstieg im März. DIe Doppelung von Zinsschocks in dieser Form einmalig. Dennoch sind die Unternehmenszinsen aktuell immer noch vergleichsweise niedrig.

Teylor

Nach 4 Jahrzehnten sinkender Zinsen gab es einen Rekordanstieg im Februar und einen erneuten Anstieg im März. Die Doppelung von Zinsschocks in dieser Form einmalig. Dennoch sind die Unternehmenszinsen aktuell immer noch vergleichsweise niedrig.

Sie können die Ergebnisse der Studie hier herunterladen.

Zürich, 08. April 2022 – Die Zinsen für Unternehmenskredite haben in den vergangenen drei Monaten Anstiege verzeichnet, deren Dynamik von historischem Ausmaß sind. Die Dopplung zweier solcher Zinsschocks innerhalb eines so kurzen Zeitraums ist sogar bislang einzigartig. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Teylor, die der Spezialist für digitale KMU-Finanzierung mit der Unterstützung der Daten- und Analyseexperten von Barkow Consulting durchgeführt hat. „Zwei Zinsschocks, die innerhalb relativ kurzer Zeit aufeinanderfolgen, sind eine historische Ausnahmesituation. Zunächst verursachte der Fed-Entscheid einen Zinssprung, der kurzzeitig wieder abflachte. Zeitlich verzögert lösten Sekundäreffekte des ersten Zinsschocks kombiniert mit den Folgen des Krieges in der Ukraine einen weiteren Anstieg der Finanzierungskosten aus“, ordnet Patrick Stäuble, CEO der Teylor AG, die Entwicklung ein.

Rekordzinsanstieg bei Unternehmenskrediten im Februar 2022

Zuvor waren die Kreditzinsen für Unternehmen über fast vier Jahrzehnte mit nur wenigen Ausnahmen gesunken. Im August 2019 erreichten sie mit 0,99% für einen marktüblichen Kredit mit fünfjähriger Zinsbindung ihren historischen Tiefpunkt.

Bereits zu Beginn des laufenden Jahres signalisierte jedoch die amerikanische Notenbank Fed, dass sie plant, die Inflation stärker zu bekämpfen, als zuvor von den Märkten erwartet worden war. Durch überraschend hohe Inflationswerte zu Anfang 2022 in der Eurozone ist nun auch der Druck auf die EZB, ihre Geldmarktpolitik wieder zu normalisieren, erheblich gestiegen. Als Konsequenz haben die Zinsen an den Kapitalmärkten bereits erheblich angezogen.

Dies hat sich auch auf die Zinsen für Unternehmenskredite ausgewirkt. Lagen sie kurz vor Weihnachten 2021 noch bei 1,45%, sind sie vor kurzem bis auf 2,65 % angestiegen.

„Wir haben die Zinsschocks der vergangenen 40 Jahre und ihre Auswirkungen auf Unternehmenskredite eingehend analysiert. Im Ergebnis ist der heftige Anstieg der Kreditzinsen innerhalb weniger Wochen auch im historischen Kontext erheblich, je nach Betrachtungsweise sogar einmalig“, erklärt Patrick Stäuble.

Der höchste Zinsanstieg der letzten 20 oder sogar 40 Jahre

Der Zinsanstieg von Januar/Februar dieses Jahres betrug bis zu 78 Basispunkte oder 54% innerhalb eines Zeitraumes von 8 Wochen. Der prozentuale Zinsanstieg war der höchste, der jemals für Unternehmenskredite innerhalb von 8 Wochen gemessen wurde. Aber auch der absolute Zinsanstieg von 78 Basispunkten war immerhin noch der höchste der vergangenen 20 Jahre.

Die Invasion in der Ukraine führte dann kurzfristig zu deutlich sinkenden Zinsen, nur um danach umso stärker zu steigen. In der Folge entstand im März mit einem Anstieg von 78 Basispunkten innerhalb nur eines Monats ein weiterer Zinsschock.

„Vor und um die Jahrtausendwende kamen ähnliche absolute Zinssteigerungen häufiger vor. Kurz nach der 2. Ölkrise stiegen die Kreditzinsen für Unternehmen sogar um bis zu 167 Basispunkte innerhalb eines 8-Wochenzeitraumes an,“ so Teylor-CEO Patrick Stäuble.  „Dass zwei derart extreme Entwicklungen aber so kurz hintereinander erfolgen, hat es in der Vergangenheit nicht gegeben.“

Kreditzinsen sind in Vergangenheit um bis zu 349 Basispunkte innerhalb eines Jahres gestiegen

Betrachtet man einen längeren Zeitraum, so lagen die Unternehmenszinsen Anfang des laufenden Jahres um 92 Basispunkte über dem niedrigsten Wert innerhalb der vergangenen 52 Wochen. „Vergleichswerte haben in den vergangenen 20 Jahren aber auch schon 132 Basispunkte erreicht. Davor gab es sogar zahlreiche Perioden mit Zinssteigerungen von über 200 Basispunkten. Auch hier wurde der Rekordwert mit 349 Basispunkten kurz nach der 2. Ölkrise erreicht,“ beschreibt Patrick Stäuble weiter.

In Vergangenheit sind Zinsen sogar um über 600 Basispunkte in einem Zyklus gestiegen

Trotz des langfristigen Trends sinkender Unternehmenszinsen gab es in den vergangenen 40 Jahren fünf Perioden, in denen das Zinsniveau über einen längeren Zeitraum stieg. Auch hier zeigt sich die Ausnahmesituation der 2. Ölkrise, in der die Unternehmenszinsen über einen Zeitraum von 3 ½ Jahren um 624 Basispunkte bis auf 12,79% p.a. anstiegen. Nur unwesentlich kürzer war der Zinssteigerungszyklus Ende der Neunzigerjahre. „Der Zeitraum erstreckt sich über Black Monday bis nach dem Fall der Berliner Mauer und führte zu einem Zinsanstieg von 394 Basispunkten bis auf 10,59%“, analysiert Patrick Stäuble.

Aktuelle Kreditzinsen für Unternehmen immer noch niedrig: Finanzierungsfenster konsequent nutzen

Bemerkenswert ist aber auch, dass selbst nach dem letzten Anstieg die Kreditzinsen für Unternehmen mit aktuell 2,64% im historischen Kontext immer noch auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau liegen. „Unsere Analyse der Zinsschocks und Zinssteigerungsphasen der letzten 40 Jahre macht deutlich, dass wir erst am Anfang einer längeren Phase steigender Zinsen stehen könnten. Darauf deutet auch hin, dass die realen Unternehmenszinsen, also nach Abzug der Inflation, immer noch so stark im Minus sind wie im Prinzip noch nie in den letzten 40 Jahren. Unternehmen sind daher gut beraten, die aktuell noch günstigen Konditionen konsequent zu nutzen“, fasst Teylor-CEO Patrick Stäuble zusammen.

„Auch nach den jüngsten Zinsanstiegen bleibt das Niedrigzinsumfeld weiterhin bestehen. Das strukturelle Ertragsproblem im KMU-Kreditgeschäft wird für Banken auch in den nächsten Jahren eine Herausforderung darstellen. Banken profitieren weiterhin davon, durch digitale und automatisierte Prozesse die operativen Kosten zu senken“, so Patrick Stäuble.

Daten:

Als Basis der Analyse dient das Barkow Consulting Credit Benchmark Model®, Deutschlands führende und meistgenutzte Datenquelle für Analysen des Kreditmarktes sowie der Barkow Consulting Corporate Credit Index

Die verwendeten Rohdaten stammen aus den folgenden Quellen:

  • Deutsche Bundesbank - MFI-Zinsstatistik
  • Europäische Zentralbank - MFI-Zinsstatistik
  • Deutsche Bundesbank – Zinsstatistiken
  • Europäische Zentralbank – Zinsstatistiken
  • Destatis - Verbraucherpreisindex
  • Barkow Consulting Credit Benchmark Model®
  • Barkow Consulting Corporate Credit Index

Methodologie Barkow Consulting Corporate Credit Index:

Barkow Consulting Corporate Credit Index - Kreditzinsen für Unternehmen

Der Barkow Consulting Credit Index berechnet Kreditkosten für Unternehmen als Zinssatz in %. Der Index bildet einen Neukredit mit 5-jähriger Laufzeit und fester Zinsbindung ab. Bezüglich Volumen und Bonität werden Marktdurchschnittswerte verwendet, die sich im Zeitablauf ändern.

Die Kreditkosten der Unternehmen umfassen nur die laufende Zinsbelastung. Zusätzliche Gebühren oder Einmalzahlungen werden nicht erfasst und erhöhen die Kreditkosten der Unternehmen zusätzlich.
Es gilt: SWAP-Satz + (Kredit-) Marge = Zinssatz bzw. Indexwert.

SWAP-Zinssatz

Der SWAP-Satz bezeichnet den Zinssatz, zu dem Banken variable gegen fixe Zinszahlungen tauschen. Der SWAP-Satz ist zudem die wesentliche Referenzgröße für (Unternehmens-) Kredite und Anleihen aller Art. SWAP-Sätze werden kontinuierlich während des Börsenhandels für Laufzeiten von einem Jahr bis 50 Jahre ermittelt.

Kreditmargen

Die Kreditmargen basieren auf dem Credit Benchmark Model® (Erklärung s.o.) und entsprechen der Differenz zwischen den Zinssätzen für neu ausgereichte Kredite und den jeweiligen SWAP- bzw. Euribor-Zinssätzen mit gleicher Laufzeit. Aus Bankensicht entspricht die Kreditmarge der Bruttomarge vor Refinanzierung, Kreditausfällen und sonstigen Kosten des Bankbetriebes.

Credit Benchmark Model®

Das Credit Benchmark Model ist eine von Barkow Consulting entwickelte Datenbank, die Kredit- und Einlagendaten der Deutschen Bundesbank, der EZB sowie verschiedener anderer Quellen umfasst. Durch das Credit Benchmark Model werden diese Daten einheitlich strukturiert, bereinigt und zu aussagefähigen Kennzahlen aggregiert. Auf Basis der Kennzahlen des Credit Benchmark Models lassen sich im Weiteren systematische und valide Aussagen zu Volumen-, Zins- und Margentrends für Kredite und Einlagen im deutschen Bankensystem treffen.

Über die Teylor AG

Teylor ist das Schweizer Technologieunternehmen hinter der Teylor-Plattform. Die Softwaremodule der Plattform ermöglichen es Finanzinstituten, digitale Kreditprodukte zu entwickeln, vermarkten und skalieren. Dabei orientiert sich Teylor an den Bedürfnissen des Kunden: So lassen sich die Softwaremodule gemäß den Anforderungen jedes Finanzinstituts und Kreditprodukts anpassen. Kreditgeber können einzelne Module in bestehende Prozesse und Technologien integrieren oder von Grund auf komplett neue digitale Prozesse entwerfen. Banken in ganz Europa nutzen Teylors Software, um Kreditprozesse zu automatisieren, Produkte zu digitalisieren und Prozesskosten zu reduzieren. Zudem erhalten kleine und mittlere Unternehmen über die Plattform schnellen und bequemen Zugang zu Kapital, unter anderem von Teylors eigenem Private Debt Fonds. Teylor wurde 2018 in Zürich von Patrick Stäuble gegründet. www.teylor.de

Teylor AG

newskontor – Agentur für Kommunikation
Sascha Grundmann
Tel. +49 (0)211-863949-21
press@teylor.com

Sie können die Ergebnisse der Studie hier herunterladen.